Thorsten Brinkmann (Diesen Link besuchen)
https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/377572205X/frankreichde-21
Eingetragen am: Sonntag, 15.02.2009
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Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Katalog.
Geschrieben von: Julius Erdmann, Dienstag, 03.03.2009
Das Material für seine Kunstwerke sammelt Thorsten Brinkmann dort, wo andere sich ihrer Dinge entledigen: auf dem Müll.
Das, was für seine Mitmenschen ausgedient hat, ist gerade gut genug für ihn. Dabei ist er nicht nur auf der Suche nach Antiquitäten oder Skurrilem oder versehentlich Weggeworfenem, wie etwa die Sperrmüllsammler, die abends durch die Städte ziehen auf der Suche nach etwas, dass sie verkaufen können. Thorsten Brinkmann nimmt auch ganz banale und kaputte Dinge: Schubladen, Spüle, Leiter, Reifen, Eimer.
Er nimmt diese Dinge und stellt sie in einen neuen Zusammenhang. Etwa eine rotbraune Kunstleder-Couchgarnitur, die er wie ein Bild an die Wand hängt. Und das verblüffende an seinem Werk ist: es wirkt! Die Couchgarnitur entfaltet den Charakter eines Bildes. Als sei es die natürliche Eigenschaft einer Couchgarnitur, auch ein Bild an einer Wand zu sein.
Was wir im Kopf bereits wissen, dass nämlich die Dinge selbst keine Bedeutung haben, das wir die Bedeutung erst als Besitzer oder Betrachter geben, dass macht Thorsten Brinkmann mit seiner Arbeit erfahrbar.
Dinge, die wir einst mit Sorgfalt ausgesucht hatten, landen, nachdem wir einige Zeit mit ihnen verbracht haben, auf dem Müll, weil sich ihre Bedeutung für uns verwandelt hat. Das Ding an sich ist gleich geblieben. Aber es ist trotzdem vom Begehrten zum Überflüssigen geworden. Thorsten Brinkmann nimmt dieses Überflüssige und verwandelt es wieder in etwas Begehrenswertes. Er schenkt den Dingen ein zweites Leben. Wie ein Zauberer berührt er den Abfall und nun steht er in einer Kunstgalerie, in einem Museum und wird konservatorisch bearbeitet. Diese Verwandlung passiert in unserem Kopf und wir können sie jederzeit wiederholen. Darin steckt sowohl eine politische als auch philosophische Aussage. Denn Brinkmann zeigt uns eine Seite der Dinge, die wir gemäß unserer Vorurteile nicht sehen.
Etwa als Brinkmann 2002 in der Installation 'Büro Büro' altes Inventar der LVA zu einem Würfel von drei Meter sechzig Seitenlänge stapelt. Von diesem Kubus fertigte er große Digitalplots, die auf Keilrahmen gespannt wurden. Die so entstanden Bilder erinnern an Piet Mondrian.
Oder die Serie 'Portraits of a Serialsammler' in der geschlechtslose Gestalten Handtaschen, Kissenüberzüge oder Lampenschirme über dem Kopf gestülpt haben. Im Gestus wie die alten Meister verraten sie nichts darüber, welches Alter oder Geschlecht der oder die Abgebildete haben oder ob es überhaupt Menschen sind. Die Bilder strahlen dennoch etwas von dem aus, was uns an den alten Portraits fasziniert.
Der Katalog nimmt auf die Arbeit Brinkmanns Bezug. Die Buchdeckel sind aus grauer 4 mm dicker Presspappe. Die Textseiten auf farbigem Papier. Sie wirken, als seien auch sie übrig geblieben und würden nun auf diese Weise verwertet. Dabei ist die Verarbeitung erstklassig. Der Bildteil führt ausführliche in das Werk von Thorsten Brinkmann ein.
Der Textteil ist Deutsch-Englisch. Der Katalog hat 168 Seiten, 325 Abbildungen davon 320 in Farbe.
Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Katalog.
Im Mai 2009 ist eine Ausstellung in der Galerie KUNSTAGENTEN in Berlin vorgesehen. (www.kunstagenten.de)
Das, was für seine Mitmenschen ausgedient hat, ist gerade gut genug für ihn. Dabei ist er nicht nur auf der Suche nach Antiquitäten oder Skurrilem oder versehentlich Weggeworfenem, wie etwa die Sperrmüllsammler, die abends durch die Städte ziehen auf der Suche nach etwas, dass sie verkaufen können. Thorsten Brinkmann nimmt auch ganz banale und kaputte Dinge: Schubladen, Spüle, Leiter, Reifen, Eimer.
Er nimmt diese Dinge und stellt sie in einen neuen Zusammenhang. Etwa eine rotbraune Kunstleder-Couchgarnitur, die er wie ein Bild an die Wand hängt. Und das verblüffende an seinem Werk ist: es wirkt! Die Couchgarnitur entfaltet den Charakter eines Bildes. Als sei es die natürliche Eigenschaft einer Couchgarnitur, auch ein Bild an einer Wand zu sein.
Was wir im Kopf bereits wissen, dass nämlich die Dinge selbst keine Bedeutung haben, das wir die Bedeutung erst als Besitzer oder Betrachter geben, dass macht Thorsten Brinkmann mit seiner Arbeit erfahrbar.
Dinge, die wir einst mit Sorgfalt ausgesucht hatten, landen, nachdem wir einige Zeit mit ihnen verbracht haben, auf dem Müll, weil sich ihre Bedeutung für uns verwandelt hat. Das Ding an sich ist gleich geblieben. Aber es ist trotzdem vom Begehrten zum Überflüssigen geworden. Thorsten Brinkmann nimmt dieses Überflüssige und verwandelt es wieder in etwas Begehrenswertes. Er schenkt den Dingen ein zweites Leben. Wie ein Zauberer berührt er den Abfall und nun steht er in einer Kunstgalerie, in einem Museum und wird konservatorisch bearbeitet. Diese Verwandlung passiert in unserem Kopf und wir können sie jederzeit wiederholen. Darin steckt sowohl eine politische als auch philosophische Aussage. Denn Brinkmann zeigt uns eine Seite der Dinge, die wir gemäß unserer Vorurteile nicht sehen.
Etwa als Brinkmann 2002 in der Installation 'Büro Büro' altes Inventar der LVA zu einem Würfel von drei Meter sechzig Seitenlänge stapelt. Von diesem Kubus fertigte er große Digitalplots, die auf Keilrahmen gespannt wurden. Die so entstanden Bilder erinnern an Piet Mondrian.
Oder die Serie 'Portraits of a Serialsammler' in der geschlechtslose Gestalten Handtaschen, Kissenüberzüge oder Lampenschirme über dem Kopf gestülpt haben. Im Gestus wie die alten Meister verraten sie nichts darüber, welches Alter oder Geschlecht der oder die Abgebildete haben oder ob es überhaupt Menschen sind. Die Bilder strahlen dennoch etwas von dem aus, was uns an den alten Portraits fasziniert.
Der Katalog nimmt auf die Arbeit Brinkmanns Bezug. Die Buchdeckel sind aus grauer 4 mm dicker Presspappe. Die Textseiten auf farbigem Papier. Sie wirken, als seien auch sie übrig geblieben und würden nun auf diese Weise verwertet. Dabei ist die Verarbeitung erstklassig. Der Bildteil führt ausführliche in das Werk von Thorsten Brinkmann ein.
Der Textteil ist Deutsch-Englisch. Der Katalog hat 168 Seiten, 325 Abbildungen davon 320 in Farbe.
Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Katalog.
Im Mai 2009 ist eine Ausstellung in der Galerie KUNSTAGENTEN in Berlin vorgesehen. (www.kunstagenten.de)
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